Schon seit Ende Mai nenne ich einen Kindle aus dem Hause Amazon mein Eigen. Da wird es aber auch mal Zeit, ein paar Takte zum E-Reader zu verlieren.
Eigentlich stand ich den E-Readern kritisch gegenüber und habe mich auf den Standpunkt zurückgezogen, dass ich ganz gerne echtes Papier in den Händen halten möchte und einfach lieber in einem Buch blättere als Knöpfchen zu drücken. Leider kam mir bei dieser Entscheidung meine Nerdigkeit in die Quere und der Drang, sich mit technischem Spielzeug auseinanderzusetzen. Der Mediamarc hat schon seit längerem einen Kindle am Start und auf Arbeit konnte ich mir das Teil mal ein bißchen anschauen. Und die paar Minuten pflanzten das leise Verlangen in meinen Kopf, auch so ein Teil haben zu wollen.
Im Frühjahr diesen Jahres dann war der Kindle auch offiziell in Deutschland verfügbar (vorher konnte man ihn nur über den Umweg USA bestellen, wovon der Endkunde jedoch nicht viel mitbekam). Zeitgleich wurde auch der Kindlestore im Hinblick auf deutsche Titel deutlich aufgestockt. Das war dann der Zeitpunkt, an dem ich zugeschlagen habe.
Display
Der Kindle ist mit einem so genannten E-Ink-Display (6 Zoll groß) ausgestattet, welches durch seine hervorragende Lesbarkeit besticht. Die Unterschiede zu einer bedruckten Buchseite sind wirklich sehr gering, was vor allem dazu führt, dass man relativ ermüdungsfrei lesen kann. Zudem ist das Display komplett matt und anders als bei vielen Tablets kein Schminkspiegelersatz. Dadurch kann man das Kindle auch im Freien bei Sonnenschein verwenden, ohne ständig mit den Reflexionen des Displays kämpfen zu müssen. Ich hatte das Kindle auch in unserem Griechenland-Urlaub dabei und auch in der mediterranen Sonne konnte man ganz entspannt lesen. Und man sieht nicht ständig seine schmierigen Fingerabdrücke. 😉 Das Kindle-Display hat keine Hintergrundbeleuchtung, wodurch man (anders als bei Tablets) eine externe Lichtquelle benötigt.
Haptik
Hier war ich am Anfang noch sehr skeptisch, doch schnell haben sich meine Zweifel verflüchtigt. Das Kindle liegt extrem gut in der Hand und lässt sich vor allem auch mit einer Hand gut halten (der Daumen blättert dabei die Seiten um). Dabei habe ich nicht mal besonders große Hände. Das ist wirklich eine schicke Sache, dass man quasi einhändig lesen und umblättern kann.
Die Rückseite des Kindle ist leicht gummiert und sorgt so für extra Griffigkeit in der Hand. Seitlich am Display sind auf beiden Seiten jeweils Knöpfe fürs Vor- und Zurückblättern, somit ist das Gerät auch für Linkshänder sehr gut geeignet.
Netzwerk und Verbindung
Ich habe mich für ein WiFi-Kindle entschieden und auf die 3G-Option verzichtet. Wenn man Inhalte bei Amazon kauft, dann werden einem die Dateien automatisch auf den Kindle geschickt, sofern dieser sich mit einem WLAN verbunden hat. Im besten Fall vergehen gerade einmal ein paar Minuten zwischen dem Kauf und dem Abruf im Kindle.
Man kann den Kindle auch mit dem beigefügten USB-Kabel mit den entsprechenden Inhalten versorgen und auch aufladen (der Akku hält schier ewig – maximal ein Mal im Monat lade ich auf).
Inhalte
Nun sind die vorgenannten Punkte natürlich nur ein Aspekt des Ganzen, denn wichtig sind ja vor allem die Inhalte, die ich mir auf dem Gerät anschauen kann. Das Einfallstor ins Paradies der E-Books ist der Kindle-Shop von Amazon. Zugang erhält man hier entweder ganz klassisch über das Internet, wo die gekauften Inhalte dann per „Whispernet“ auf den Kindle geschickt werden oder man nutzt das Kindle, um sich im Store umzuschauen.
Ein Vorteil der Ebooks ist die Tatsache, dass von jedem Buch eine Leseprobe existiert mit deren Hilfe man sich schon einen ersten Eindruck vom Buch verschaffen kann. Im Griechenland-Urlaub habe ich so ein Buch erst angelesen und mir über den kostenlosen WLAN-Zugang im Hotel dann das Gesamtwerk runtergeladen.
Generell ist es so, dass das deutschsprachige Angebot im Kindle-Shop noch deutlich ausbaufähig ist. Die meisten Neuerscheinungen im Bereich Belletristik erscheinen auch zeitgleich als Ebook, aber bei Nischenprodukten und älteren Büchern guckt man noch ein bisschen in die Röhre. Zudem ist die Preisgestaltung noch nicht optimal, was ja auch der Buchpreisbindung geschuldet ist, aber oftmals sind Ebook-Neuerscheinungen gerade einmal ein bis vier Euro günstiger als die gedruckte Version. Bei Taschenbüchern sind die Preise oftmals identisch.
Bei englischsprachigen Büchern kann man teils krasse Schnäppchen machen. Auch relativ neue Bücher sind dort günstig zu haben. Im Rahmen einer Aktion habe ich das gerade erst in Deutschland erschienene „Super Sad Love Story“ für gerade einmal einen Euro erstanden.
Neben Büchern gibt es auch andere Inhalte für den Kindle. So habe ich ein paar Ausgaben der Zeit mal gelesen und das ist ganz gut umgesetzt auf Amazons kleinem Lesegerät. Einzig Bilder und Grafiken fehlen. Dazu kommt, dass Zwischenüberschriften noch nicht als solche hervorgehoben werden und Infoboxen auch nicht als solche erkennbar sind. Was ich noch gelesen habe, ist das englische Fußball-Magazin „The Blizzard“, was mir wirklich sehr gut gefallen hat, nicht nur inhaltlich sondern auch von der Umsetzung auf dem Kindle.
Daneben kann man auch andere Formate wie bspw. PDF-Dateien auf den Kindle ziehen und lesen. Dabei gibt es, abhängig von der Formatierung der Datei, erhebliche Unterschiede in der Darstellung. Mithilfe von entsprechenden Browser-Plugins („Send it to Kindle“ für Chrome und „Kindle It“ für Firefox) kann man auch Artikel aus dem Web zum späteren Lesen auf den Kindle senden. Nice.
Fazit: Meine Skepsis gegenüber dem Kindle hat sich schnell verflüchtigt und mittlerweile nutze ich ihn sehr gerne, da das Gerät viel Komfort bietet und das Schleppen von Büchern entfällt. Mittlerweile hat Amazon ja noch ein neues Einsteigermodell gebracht und die Preise für die übrigen Geräte gesenkt. Kann ich nur wärmstens empfehlen.