Die Priviligierten

Gerade habe ich das Buch “Die Priviligierten” des Autoren Thomas von Steinaecker beendet. Und das Buch hat mich gepackt wie zuletzt selten ein Buch getan hat. Der Artikel enthält definitiv Spoiler zu dem Roman, daher gilt ab hier: Weiterlesen auf eigene Verantwortung.

Der Anfang

Bastian Klecka lebt Mitte der 2040er Jahre in der norwegischen Wildnis, wohin er vor den klimatischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland geflohen ist. In Norwegen ist er Selbstversorger, kümmert sich um seine Rüben und Hühner, während er die umherziehenden Wölfe auf Distanz zu halten versucht. Seit Jahren hatte er keinen Kontakt mehr zu anderen Menschen und inmitten der abgeschiedenen Einöde beschließt er, sein bisheriges Leben aufzuschreiben, auch um sich selbst beschäftigt zu halten und nicht durchzudrehen.

Bastians Eltern sterben früh und so wächst er mit seinem Großvater auf, der als Professor für Germanistik arbeitet und glühender Verfechter dessen ist, was man landläufig als Hochkultur bezeichnen würde. Er ist Thomas Mann-Experte und zu Hause führt er seinen Enkel in die Welt der klassischen Musik ein. Bastian lernt auf dem Gymnasium seine beiden besten Freunde kennen, Ilie, den Sohn rumänischer Einwanderer, der ständig aus Filmen und Serien zitiert sowie Madita, die Tochter einer alleinerziehenden Mutter. Madita ist das, was man in den 80ern und 90er als “Öko” tituliert hat: umweltbewusst, engagiert für die so genannte Dritte Welt und klamottentechnisch eher uncool. Beide begleiten Bastian sein gesamtes Leben lang, auch wenn die Freundschaften zwischendurch immer wieder stark belastet werden.

Hätte, Hätte, Fahrradkette

Nach der Schule studiert Bastian auf Lehramt, bricht das Studium aber irgendwann ab und geht dann zum Fernsehen, wo er dann an der Art von Unterhaltung mitarbeitet, die sein Großvater als “Verdummung” verachtet hat. Er lernt Brigitte kennen, sie ziehen zusammen und sie bekommen ein Kind. Sie leben in mitten in München und sind irgendwie linksliberal, d.h. sie sind an Umweltthemen interessiert, sehen sich politisch und moralisch auf der richtigen Seite, aber immer dann, wenn sie nach ihren Überzeugungen handeln müssten, wählen sie die vermeintlich sichere Variante. In den Urlaub geht es trotz schlechtem Gewissen mit dem Flieger und das Kind wird auf die Schule mit dem niedrigeren Migrantenanteil geschickt, auch wenn sie weiter entfernt ist und man weiß, dass man damit die zunehmende Trennung von priviligierten und weniger priviligierten Kindern weiter befeuert. Aber man will ja seinem Kind nicht durch die Wahl der Schule die Zukunft verbauen.

Bastian übernimmt beim Fernsehen eine wichtige Position, wodurch er wenig Zeit für Frau und Kind hat und er zudem auch seine berufstätige Frau überfordert. Zwischendrin tritt er für ein halbes Jahr kürzer, er nimmt sich Zeit für seinen Sohn, teilt sich die Care-Arbeit mit der Frau und es ist eine sehr schöne und auch gewinnbringende Zeit für alle. Doch dann bekommt er wieder ein wichtiges Projekt übertragen und obwohl im bewusst ist, was das für seine Frau bedeutet und wie sehr an ihren Kräften zehrt, willigt er ein. Von Steinaecker verzichtet hierbei auf den großen moralischen Zeigefinger und dennoch gelingt es ihm, die große Diskrepanz zwischen Anspruch und Handlung aufzuzeigen. Man möchte gerne “richtig” handeln und leben, am Ende bleibt man auf der vermeintlich sicheren Seite und verzichtet auf allzu große Änderungen in seinem Tun.

Die Bubble platzt

Während Sohn Samy heranwächst zieht man aus der City raus in eine Neubausiedlung in den Außenbezirken. Beide Eltern sind beruflich stark eingespannt und Samy ist viel auf sich alleine gestellt, was die Eltern zwar mit schlechtem Gewissen beobachten, aber sich selbst mit der ach so großen Selbständigkeit des Jungen schönreden. Die Handlung der 2020er und 2030er wird dabei mit den zunehmenden gesellschaftlichen und klimatischen Veränderungen verwoben. Dabei verzichtet von Steinaecker darauf, die Entwicklungen allzu sehr in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen, sondern sie fließen erst dann ein, wenn der Protagonist mit dem Leben außerhalb seiner Siedlungs-Bubble konfrontiert werden. Das Wetter wird immer wärmer, die soziale Ungleichheit sowie die dazugehörigen Spannungen nehmen immer weiter zu. Die Siedlung wird im Laufe der Zeit eingezäunt, mit Sicherheitsposten und Wachdrohnen bestückt, um die Bewohner vor dem abzuschotten, was sich außerhalb des Zauns abspielt. Bastian bekommt von alledem kaum noch etwas mit, da er irgendwann aufgehört hat, die Nachrichten zu verfolgen und sich so ein Bild über die Lage zu machen. Und der Autor verzichtet auf allzu detaillierte Darstellungen dessen, was sich an dystopischen Dingen im Hintergrund entwickelt. Die Berührungspunkte sind nur von kurzer Dauer, wenn die Umstände ein Verlassen des eigenen priviligierten Kokons erzwingen.

Sohn Samy studiert nach der Schule Medizin, bricht das Studium aber kurz vor dem Abschluss ab, um für eine Organisation zu arbeiten, die versucht, die medizinische Versorgung in sozialen Brennpunkten aufrecht zu erhalten, aus denen sich der Staat schon lange zurückgezogen hat. Für seine Eltern ist dies ein Schock und es kommt zum Bruch zwischen Eltern und Kind. In seinem Rigorismus, sich für eine gerechte Sache auch aktiv einzusetzen, ist Samy ein starker Kontrapunkt zu seinen Eltern, deren Leben vor allem im Konjunktiv stattfand. Man hätte sich für Mitmenschen einsetzen können, man hätte sich für eine gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit einsetzen können oder sich mehr für die Gesellschaft an sich einsetzen können, aber man hat es nicht getan, weil es einfach war, einfach weiterzumachen.

Das Ende und Fazit

Zum Ende des Buchs stirbt Brigitte und Bastian zieht sich in KI-generierte VR-Welten zurück, die auf der Basis von echtem Filmmaterial erstellt wurden und in denen Brigitte noch am Leben ist. Ein Bekannter kann Bastian nach einiger Zeit aus diesem Zustand der Realitätsflucht zurückholen und ihm dabei helfen, den Tod seiner Frau zu verarbeiten. Während seiner Zeit auf dem Hof des Bekannten fasst Bastian den Entschluss, Deutschland den Rücken zu kehren und sich in der norwegischen Wildnis ein Leben als Einsiedler aufzubauen. Letztlich kommt es noch zu einem angedeuteten kleinen Happy End, ohne dass ich dieses hier nun spoilern möchte.

Das Buch hat mich wirklich in seinen Bann gezogen und so habe ich es in wenigen Tagen verschlungen. Offensichtlich war es auch der Auslöser, die Funkstille in diesem Blog zu unterbrechen. 😉 Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich das Gefühl hatte, das Buch würde sowohl mich als auch viele um mich herum spiegeln und ein Stück weit einfangen, was auch gerade jetzt im Angesicht multipler Krisen passiert (Klima, Kriege und die gesellschaftliche Stimmung in DE). Darüber hinaus ist der Protagonist Bastian etwa so alt wie ich, Ende der 70er geboren, in den 80ern und 90ern aufgewachsen. Dazu finde ich es auch sehr geschickt, dass die dystopischen Elemente nie im Vordergrund stehen und der Leser stattdessen vor allem Bastian begleitet. Die Ereignisse “draußen” kommen immer nur beim direkten Kontakt Bastians mit der Außenwelt (bspw. Besuch beim erwachsenen Sohn in der Klinik für benachteiligte Menschen oder Besuche im Supermarkt, weil Lieferdrohnen ausfallen und die Siedlung nicht mehr beliefern). It hits close to home, wie man im Englischen so schön sagt.

Licht am Ende des Tunnels

Vor zwei Jahren war Corona schon ein Thema, wenn auch nur ein kleines. Eine Sache, die noch ganz weit weg erschien und das Leben ging seinen gewohnten Gang. Doch das sollte sich ändern und mittlerweile ist das böse Wort mit “C” nun schon fast zwei Jahre fester Bestandteil unser aller Leben. Auf vieles musste verzichtet werden, große und kleine Unternehmungen, Urlaube und noch vieles mehr. Am meisten nervt mich die mittlerweile schon fast zwei Jahre andauernde Konzertabstinenz (das letzte Konzert waren I Prevail und Dream State am 01.03.2020).

Eigentlich sollte man ja nicht zu optimistisch sein, denn im Frühjahr 2020 dachte man, nach dem ersten Lockdown wird alles wieder gut. Anfang 2021 dachte man, mit der baldigen Impfung wird alles wieder gut. Aber es kam jeweils ganz anders und da sind wir auch noch nicht bei der Frage, was dieses “es wird alles wieder gut” bedeutet oder was Normalität ist, deren Rückkehr so sehr herbeigesehnt wird. Aber hier und heute will ich einmal ein bisschen naiv und optimistisch in die Zukunft schauen und was das Konzertjahr hoffentlich bereithält. 🙂

Drei Konzerte sind schon abgesagt worden: Enter Shikari und Gojira, die im Januar hätten stattfinden sollen sowie Bring Me The Horizon, dass in knapp zwei Wochen gewesen wäre. Für ein Konzert steht schon ein Ersatztermin fest, an dem ich leider nicht kann. Meh. Aber hier der Ausblick auf den Rest des Jahres:

April:

LANDMVRKS: Über die französische Combo Landmvrks bin ich letztes Jahr bei Deezer gestolpert. Die Band kommt aus Marseille und macht echt richtig Laune. Hier ein Mitschnitt eines Streaming-Konzerts aus dem letzten Herbst (Landmvrks beginnt bei Minute 35). Liebe es, wie Drummer Kévin Haare und Sweatshirt aufeinander abgestimmt hat. Muss ich mir mal für die Zukunft auf die Fahnen schreiben. 😉

TOOL: Die amerikanischen Prog-Metaller sind schon seit über 30 Jahren am Start und genießen Kultstatus. Bisher habe ich es noch nicht geschafft, auf ein Tool-Konzert zu gehen. 2019 waren sie für ein Konzert in Berlin, aber da war der Ansturm zu groß und ich bin leer ausgegangen, aber für dieses Jahr in Hamburg hat es geklappt.

Mai:

ARCHITECTS: Mein zweites Konzert der Band aus Brighton. Letztes Mal war im Februar 2019, nur wenige Wochen nach meiner Magen-OP und ich konnte es damals nicht so wirklich genießen. Ich weiß noch, wie ich mir damals am Merch-Stand ein Shirt geholt habe und der Verkäufer mir statt einer 2XL Shirt in XL rausgab. Das habe ich erst zuhause gemerkt und mich geärgert, weil ich nicht dachte, dass ich da mal reinpassen würde. Mittlerweile ist es eher zu groß. 🙂 Architects haben das Anfang 2021 erschienene Album “For Those Who Wish To Exist” mit einem Orchester in den berühmten Abbey Road-Studios eingespielt, was Ende März auf den Markt kommt.

Juni:

MASTODON: Mastodon habe ich seit dem 2009er-Album “Crack the Skye” auf dem Schirm. Die Band macht dieses Jahr einen Halt in Bremen (im Pier 2, um genau zu sein). Da kann man den Trip zum Konzert gleich mit ein bisschen Shopping in der Waterfront verbinden. 😉

RAMMSTEIN: Am Tag nach Mastodon geht es im Stadion des Hasipfau zu Rammstein. Ursprünglich für 2020 angekündigt, wurde das Konzert zweimal verschoben.

DEFTONES: 2001 habe ich die Deftones das erst Mal gesehen, damals noch mit Linkin Park als Vorband. Das war kurz nach Release des bahnbrechenden “White Pony”-Albums, das die Jungs aus Kalifornien auf die große Bühne katapultierte. Wird mein erstes Konzert in der edel-optics-Arena sein, der Spielstätte der Hamburg Towers.

August:

ANTILOPEN GANG: Musikalisch ein kleiner Genre-Wechsel im Vergleich zur sonst hier vertretenen Gitarrenmusik. Aber die Anilopen Gang ist mir schon ein wenig ans Herz gewachsen seit dem Gassenhauer “Beate Zschäpe hört U2”. Jetzt auch mal live, da die Konzertverschiebung aus dem Januar in einen passenden Zeitraum fällt. 🙂

DAMAGE DONE FESTIVAL: Festivals sind ja eher nicht so meins, aber wenn das ganze an einem Tag abgehandelt wird, mache ich da mal eine Ausnahme. Und es ist in Hamburg, also ohne weite Anreise. 😉 Und mit bspw. Sick Of It All oder den Dead Kennedys auch einige namhafte Acts aus den guten alten Zeiten.

Fans der gepflegten Gitarrenmusik sei auch noch “RobsMetalMoments” empfohlen, ein monatlicher Newsletter rund um das Genre des Metal im weitesten Sinne. Habe da auch schon einige Empfehlungen mitnehmen können, wie bspw. die aktuell Scheibe von Trivium oder Fit For An Autopsy. 

 

Back from the dead

Mehr als zwei Jahre ist hier Ruhe gewesen. In dieser Zeit ist viel passiert, so hielt eine Pandemie inzwischen Einzug und hält uns bis hierher in Atem. Kinder wurden eingeschult, Jobs wurden gewechselt (zweimal 🙂 ) und all das, was man so Leben nennt. Und in alledem der Entschluss, hier mal wieder häufiger was zu posten. In diesem Sinne: stay tuned!

#65 – Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere ist die Verfilmung vom vielleicht bekanntesten Roman aus der Feder von Stephen King. Es ist jedoch nicht erste, denn die stammt aus dem Jahr 1989. 30 Jahre später also der zweite Versuch. Louis Creed arbeitet als Arzt in einem Krankenhaus in Boston. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zieht er aufs Land, um mehr Zeit für die Familie zu haben und dem hektischen Leben in der Großstadt entfliehen zu können. Auf dem weitläufigen Grundstück der Familie befindet sich ein Stück Wald und eines werden Louis’ Frau Rachel und Tochter Ellie Zeugen einer geheimnisvollen Prozession von Kindern, die im Wald der Creeds einen verborgenen Tierfriedhof besuchen.

Halloween stirbt Familienkater Church, der von einem Fahrzeug an der nahen Landstraße erfasst wurde. Nachbar Jud und Louis begraben den Kater an einem Platz, der noch hinter dem Tierfriedhof liegt und am nächsten Morgen befindet sich Church wieder im Haus der Familie Creed. Doch er hat sich verändert und als Louis recherchiert erfährt er von einer alten indianischen Totenstätte, wo er Church begraben hatte. Doch dann verunglückt Tochter Ellie an ihrem Geburtstag und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Das war schon ein netter Film, den man ganz gut gucken konnte. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass der Film (außer dem Ende) der Geschichte wirklich neue Facetten hinzufügen konnte. So bleibt ein okayer Film, den man aber nicht gesehen haben muss.

Fazit: 2,5/5 Skalpellen

Hier findest Du eine Übersicht aller ProjectUnlimited-Filme

#64 – Iron Sky The Coming Race

Teil 2 von Iron Sky spielt 20 Jahre nach dem ersten Teil. Nachdem im Vorgänger ein Atomkreig weite Teile der Erde unbewohnbar gemacht haben, retten sich einige Überlebende in die Mondbasis der Nazis, wo sie seitdem mehr schlecht als recht leben. Obi ist die Tochter der Koloniechefin und entdeckt, dass der ehemalige Führer der Mondnazis (Kortzfleisch) weiterhin versteckt auf der Mondbasis lebt. Kortzfleisch eröffnet Obi, dass er ein Reptiloid ist, der schon seit der Ära der Dinosaurier auf der Erde lebt.


Die so genannten Vril können ein menschliches Aussehen annehmen und und wohnen im Inneren der Erde. Obi und einige Gefährten reisen zur Erde, wo sie in der Hohlerde einiges an Chaos anrichten und unter anderem auf Adolf Hitler treffen (auch ein Vril), der einen Dino reitet.

Iron Sky The Coming Race ist quatschiger Trash, der sich hier an bekannten Verschwörungstheorien und Hirngespinsten entlang hangelt. Ich bin ehrlicherweise mit dem Film nicht richtig warm geworden und kann gar nicht so sehr sagen, warum.

Fazit: 2/5 Reichsflugscheiben

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#63 – Captain Marvel

Yay, mal wieder ein Film aus dem MCU. Diesmal also Captain Marvel. Die Kree-Kriegerin Vers stürzt auf die Erde ab und wird dabei von den so genannten Skrulls verfolgt, einem Volk mit denen sich die Kree im Krieg befinden. Auf der Erde wird Vers von Nick Fury in Empfang genommen. Schnell wird klar, dass Vers eine Vergangenheit auf der Erde hat und zusammen mit Fury versucht sie, ihrer Vorgeschichte auf die Spur zu kommen, weil hier ein Schlüssel im Kampf mit den Skrulls liegen könnte. Relativ schnell findet Vers heraus, dass sie früher Carol Danvers hieß und als Kampfpilotin bei der Air Force gearbeitet hat.


Carol merkt, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. Wer ist Freund? Wer ist Feind? Die klare Einteilung Ihrer Welt in schwarz und weiß gerät schnell ins Wanken. Nebenbei lernt Carol, Ihre Kräfte zu beherrschen und wird so langsam aber sicher zu Captain Marvel. Ein guter Film, der Spaß macht und, da er in den 90ern spielt, auch so manchen Rückgriff in die eigene Jugend bereithält. I like.

Fazit: 4/5 Flerken

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Mein neues Ich

Die meisten werden es eh schon wissen, bspw. via Social Media. Aber hier kann ich mich noch einmal in längerer Form zu dem Thema auslassen. Im Januar diesen Jahres habe ich mich einer so genannten bariatrischen Operation unterzogen. Diese dient dazu, das Gewicht zu reduzieren. Das bei mir verwendete OP-Verfahren ist der Omega-Loop-Bypass. Dabei wird zu einen der Magen verkleinert und zum anderen ein Teil des Darms umgangen, Der Magenbypass auf zwei Arten: 1.) die aufgenommene Menge wird deutlich eingeschränkt und 2.) die Menge, die aufgenommen werden kann, wird schlechter “verarbeitet”.

Warum?

Aber warum das Ganze? Hätte ich nicht einfach auf “normalem Weg” abnehmen können? Das ist eine berechtigte Frage, die ich einfach mal mit “Nein” beantworte. Ich bin ca. 20 Jahre übergewichtig (gewesen), habe das Diät-Repertoire einmal durchgespielt. Nur dauerhaft abgenommen habe ich dadurch nicht. Klar, mal hier ein paar Kilo und dann wieder dort, aber am Ende des Tages habe ich das verlorene Gewicht wieder in kurzer Zeit drauf gehabt. Und meist dann noch etwas mehr. Über OPs zur Gewichtsreduktion wusste ich Bescheid. Für mich war das nur etwas für “richtig Dicke” und immer auch mit dem Stigma der Kapitulation verbunden sowie mit der damit verbundenen Annahme, den einfachen Weg beschreiten zu wollen.

Ende 2017 habe ich mich dann doch mit einer Operation als möglichem Ausweg aus meiner Situation befasst. Den konkreten Anlass kann ich nicht mehr rekonstruieren Vielleicht habe ich etwas zu dem Thema gelesen oder eine Doku im Fernsehen gesehen. Klar war aber, das es so nicht weitergehen konnte. Ich hatte einen Diabetes Typ II, der trotz Medikamenten nicht besser wurde (nächste Eskalationsstufe wäre dann das Spritzen von Insulin gewesen), dazu noch Bluthochdruck. Darüber hinaus noch weitere Probleme, wie Kurzatmigkeit bei Belastung, Schmerzen in Hüften, Knien und Fußgelenken. Von banaleren Problemen wie das Shoppen von Klamotten möchte ich gar nicht erst anfangen.

Wo?

Ich habe damals geschaut, welche Kliniken in Hamburg sich auf bariatrische Operationen spezialisiert haben. Dabei fand ich drei Stück: das UKE, die Asklepios West sowie die Schön Klinik. Bei allen dreien habe ich einen Infoabend besucht, um mich über die verschiedenen Operationsverfahren sowie die Rahmenbedingungen der Klinik zu informieren. Meine Wahl fiel letztlich auf die Schön Klinik, da sie dicht an unserem Wohnort ist und beim Infoabend den besten Eindruck machte.

Durch die Info-Abende sowie die parallele Beschäftigung mit dem Thema wurde mir klar: das ist kein einfacher Weg. Damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, muss man das so genannte MMK (Multi Modales Konzept) durchlaufen. Das ist quasi dazu da, um der Krankenkasse zu zeigen, dass auf konservativem Weg keine ausreichende und dauerhafte Abnahme möglich ist. Man geht einmal im Monat zur Ernährungsberatung und muss 2-2,5 Stunden Sport die Woche nachweisen. Dazu gehört auch ein psychologisches Gutachten sowie eine Magenspiegelung, um bspw. Erkrankungen auszuschließen, die eine Operation unmöglich machen.

Der Weg zur OP

Dieses MMK dauerte bei mir vom Januar 2018 bis zum August 2018, also sieben Monate. Die Dauer des MMK kann dabei von Patient zu Patient variieren, das hängt von den Leitlinien ab, die sich immer mal verändern. Im September dann hatte ich einen Termin in der Schön-Klinik zur Abgabe des Antrags auf Kostenübernahme. Im ersten Anlauf hatte ich noch eine Sache vergessen, so dass ich eine Woche später nochmal kommen musste. Am Ende war alles komplett und ich bekam eine Woche später einen OP-Termin. Der 14.01.2019 war das.

Kurz vor Weihnachten musste ich mich noch einmal in der Schön-Klinik einfinden. Das OP-Vorgespräch stand an. Dazu noch die Aufnahmeformalitäten und das Gespräch mit der Anästhesie. Im Vorgespräch mit dem Chirurgen wurde dann das Operationsverfahren abgestimmt, bei mir oben genannter Magenbypass. So konnte ich Weihnachten noch einmal genießen, bevor Silvester die so genannte Eiweißphase begann. Zwei Wochen lang sollte ich mich überwiegend von Eiweißshakes ernähren. Einen Shake durfte ich durch eine eiweißreiche Mahlzeit ersetzen. Die ersten paar Tage waren echt hart, man fühlt sich wie ein Junkie auf kaltem Entzug. Aber irgendwie habe ich es die zwei Wochen durchgehalten.

Die Operation

Dann kam der Tag der OP. Ich hatte Glück, denn ich hatte gleich den ersten Termin des Tages bekommen. So musste ich nicht lange warten und noch einen Großteil des Tages rumkriegen. Um 06:45 Uhr in der Klinik einfinden, um 08:00 Uhr dann schon im OP liegen. Irgendwann wieder im Aufwachraum langsam zu sich kommen. Ermahnt werden, doch richtig zu atmen. Und dann irgendwann endlich aufs Zimmer dürfen, wo meine Frau auf mich wartete. Der Tag der OP selbst verschwimmt zwischen kurzen Wachphasen und Wegdösen. Ich fühlte mich einfach wie von einem Panzer überfahren.

Aber zum Glück ging es danach stetig aufwärts. Am Tag der OP selbst konnte ich schon selbst auf die Toilette und am nächsten Tag wurden erste Spaziergänge im Krankenhaus unternommen. Dazu erster Kontakt mit Quark/Joghurt als Nahrung. Am Freitag durfte ich dann endlich nach Hause. Hier gemerkt, dass ich echt noch ziemlich wackelig auf den Beinen war. Im Anschluß an die Woche im Krankenhaus war ich noch zwei weitere Wochen krank geschrieben.

Status Quo

Die OP ist nun über sieben Monate her. Und bisher war sie ein voller Erfolg. Ich habe über 50 Kilo abgenommen und bin sowohl den Diabetes und den Bluthochdruck los. Ich habe mich an das Leben mit dem Bypass gewöhnt. Doch es ist eben nicht einfach nur eine Abkürzung. Ich werde mein Leben lang auf meine Ernährung achten müssen. Man kann den den verkleinerten Magen auch wieder dehnen, wodurch die aufgenommene Menge dann steigt. Dazu kann man den kleinen Magen auch austricksen, indem man sich bspw. Milchshakes und Co. reinhaut. Dann muss ich mein Leben lang bestimmte Vitamine und Mineralien zuführen. Der veränderte Verdauungstrakt kann diese nicht mehr über die Nahrung in ausreichendem Maße aufnehmen.

Dazu besteht auch immer die Gefahr, dass bestimmte Lebensmittel ein so genanntes Dumping auslösen. Gerade Essen mit viel Zucker und/oder Fett ist dafür prädestiniert. Oder man verträgt bestimmte Lebensmittel gar nicht mehr. Bei mir hält sich beides in Grenzen, aber es gibt auch Operierte, die da deutlich eingeschränkter sind. Dazu gilt auch der weise Spruch: “Der Kopf wird nicht operiert.” Das heißt, Auslöser für das Essen wie Stress, negative Emotionen und so weiter wird es auch weiterhin geben. Man muss dann andere Wege finden damit umzugehen und nicht weiter zum Essen greifen. Am Ende des Tages bleibt man sein Leben lang adipös, auch wenn man es mir im Moment nicht mehr ansieht.

Dazu ist es aktuell noch so, dass ich mich in der so genannten Honeymoon-Phase befinde. Ich habe sehr viel in sehr kurzer Zeit abgenommen. Aber irgendwann bin ich am Ziel angekommen und dann beginnt der Kampf darum, das Gewicht langfristig zu halten. Die Operation ist eine Krücke, ein Anschwung in die richtige Richtung, aber sie ist eben kein Allheilmittel. So, das war meine Story. Fragen gerne in die Kommentare 🙂

 

#62 – Hard Powder

Nels Coxman (Liam Neeson) arbeitet als Schneepflugfahrer in Colorado. Er und seine Familie führen ein ruhiges und beschauliches Leben. Doch dann stirbt plötzlich Sohn Kyle an einer Überdosis Heroin. Der Tod zerreißt die Familie und Nels ist kurz davor, Selbstmord zu begehen als er erfährt, dass sein Sohn kein Junkie war, sondern von einem Drogenkartell getötet wurde. Nun geht Nels auf Konfrontationskurs mit zwei rivalisierenden Drogenbanden und versucht, diese gegeneinander auszuspielen.

Es entspinnt sich ein recht witziger Film, wo Neeson als Normalbürger in den Drogenkrieg zweier Kartelle reingezogen wird. Unterstützt wird er dabei von seinem Bruder, der mal für eines der Kartelle als Schläger tätig war. Der Film ist zwar kein Must-See-Film, aber doch sehr unterhaltsam. Ich dachte zunächst, es handelt sich um einen weiteren Revenge-Porn im Stile der “Taken”-Serie, doch geht es hier durchaus heiterer zu Werke.

Fazit: 3/5 Schneepflüge

Hier findest Du eine Übersicht aller ProjectUnlimited-Filme

#61 – Der Goldene Handschuh

Der Goldene Handschuh ist die Verfilmung der Geschichte von Fritz Honka, einem Frauenmörder, der in Hamburg zu trauriger Berühmtheit gelangte. Dabei basiert der Film auf einem gleichnamigen Roman von Heinz Strunk. Insgesamt hatte Honka vier Frauen ermordet, die allesamt aus dem Säufermilieu der Reeperbahn kamen und über relativ wenig soziale Bindungen verfügten. Der Film zeichnet die die Figur Honka sowie das Umfeld und die Taten sehr detailreich nach, was den Film zu einer echten Herausforderung macht.


Ich fand einige Szenen wirklich abstoßend und das sage ich als jemand, der auch ab und an gerne mal einen Horrofilm guckt. Aber der Blick in die menschlichen Abgründe, den Akin hier abliefert, sorgte bei mir für Ekel-Gänsehaut. Man kann den Film gar nicht wirklich empfehlen, er hat kein Happy End und es ist wahrlich keine schöne Geschichte.

Dieser Film bleibt ohne Bewertung.

Hier findest Du eine Übersicht aller ProjectUnlimited-Filme

Troubled Times

Im November hatte ich ja schon darüber geschrieben, dass der Blog gehackt wurde und wie ich es am Ende dann doch noch hinbekommen habe, die Seite wieder herzustellen. Schon im April ist mir aufgefallen, dass wieder Schindluder mit dem Blog betrieben wurde. In eher unregelmäßigen Abständen schaue ich in die Search Console von Google rein, die Webseitenbetreibern Informationen über die Seite bereitstellt. So kann man unter anderem sehen, wie viele Unterseiten einer Website Google findet und indexiert oder wird informiert, wenn es Probleme mit der Seite gibt. Bei besagtem Blick in die Search Console fiel mir auf, dass die Zahl der von Google gefundenen Seiten für diesen Blog extrem schnell anstieg.

Anfang April waren es ca. 8.000 Seiten, um den 10.04. herum sprang die Zahl sogar auf über 18.000. Was für so einen kleinen Blog hier natürlich völlig unrealistisch ist. Die neu hinzu gekommenen Seiten sahen dabei in etwa so aus:

WordPress-SERPs, die mit koreanischen Schriftzeichen und URLs vollgepumpt sind. In dem Moment rutschte mir das Herz in die Hose: “Nicht schon wieder ein Hack!!”. Beim Versuch, mich in irgendeiner Form schlau zu machen, bin ich vor allem auf das hier gestoßen: https://secure.wphackedhelp.com/blog/fix-wordpress-japanese-keywords-hack/ Hier wird ein Hack beschrieben, bei dem dann japanische Keywords auf der Seite platziert werden. Ich habe anschließend den Blog auf einen Hack hin untersucht, konnte aber nichts finden. Die Datenbanken waren okay, es hatte auch keiner die Sitemaps manipuliert.

Das einzige, was ich finden konnte: offensichtlich sind auch noch andere Seiten von diesem Problem betroffen. Wenn man Teile der Zeichenketten in Google eingibt, findet man weitere WordPress-Blogs, die betroffen sind.

Leider habe ich auch bisher noch nicht herausgefunden, wie dieses Fluten von WordPress-Serps funktioniert. Ich denke, die SERPs werden von außen verlinkt und Google indexiert sie daraufhin. Aber sicher bin ich mir nicht. Aber wie man der ersten Grafik mit dem Verlauf der Seiten sieht, ist die Zahl wieder deutlich zurück gegangen, denn ich habe immerhin herausgefunden, wie ich das Problem loswerde. Zum einen habe ich die Suche auf der Seite deaktiviert. Dazu habe ich das “Disable Search“-Plugin verwendet. Darüber hinaus habe ich in der robots.txt eine Regel hinzugefügt, welche das Indexieren von WordPress-SERPs meiner Seite unterbindet. Das sieht in der robots.txt dann so aus:

Disallow: /?s*

Und nach einer gewissen Zeit ist die Zahl der von Google gefundenen Seiten immer weiter zurück gegangen. Immerhin.

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