Die meisten werden es eh schon wissen, bspw. via Social Media. Aber hier kann ich mich noch einmal in längerer Form zu dem Thema auslassen. Im Januar diesen Jahres habe ich mich einer so genannten bariatrischen Operation unterzogen. Diese dient dazu, das Gewicht zu reduzieren. Das bei mir verwendete OP-Verfahren ist der Omega-Loop-Bypass. Dabei wird zu einen der Magen verkleinert und zum anderen ein Teil des Darms umgangen, Der Magenbypass auf zwei Arten: 1.) die aufgenommene Menge wird deutlich eingeschränkt und 2.) die Menge, die aufgenommen werden kann, wird schlechter “verarbeitet”.
Warum?
Aber warum das Ganze? Hätte ich nicht einfach auf “normalem Weg” abnehmen können? Das ist eine berechtigte Frage, die ich einfach mal mit “Nein” beantworte. Ich bin ca. 20 Jahre übergewichtig (gewesen), habe das Diät-Repertoire einmal durchgespielt. Nur dauerhaft abgenommen habe ich dadurch nicht. Klar, mal hier ein paar Kilo und dann wieder dort, aber am Ende des Tages habe ich das verlorene Gewicht wieder in kurzer Zeit drauf gehabt. Und meist dann noch etwas mehr. Über OPs zur Gewichtsreduktion wusste ich Bescheid. Für mich war das nur etwas für “richtig Dicke” und immer auch mit dem Stigma der Kapitulation verbunden sowie mit der damit verbundenen Annahme, den einfachen Weg beschreiten zu wollen.
Ende 2017 habe ich mich dann doch mit einer Operation als möglichem Ausweg aus meiner Situation befasst. Den konkreten Anlass kann ich nicht mehr rekonstruieren Vielleicht habe ich etwas zu dem Thema gelesen oder eine Doku im Fernsehen gesehen. Klar war aber, das es so nicht weitergehen konnte. Ich hatte einen Diabetes Typ II, der trotz Medikamenten nicht besser wurde (nächste Eskalationsstufe wäre dann das Spritzen von Insulin gewesen), dazu noch Bluthochdruck. Darüber hinaus noch weitere Probleme, wie Kurzatmigkeit bei Belastung, Schmerzen in Hüften, Knien und Fußgelenken. Von banaleren Problemen wie das Shoppen von Klamotten möchte ich gar nicht erst anfangen.
Wo?
Ich habe damals geschaut, welche Kliniken in Hamburg sich auf bariatrische Operationen spezialisiert haben. Dabei fand ich drei Stück: das UKE, die Asklepios West sowie die Schön Klinik. Bei allen dreien habe ich einen Infoabend besucht, um mich über die verschiedenen Operationsverfahren sowie die Rahmenbedingungen der Klinik zu informieren. Meine Wahl fiel letztlich auf die Schön Klinik, da sie dicht an unserem Wohnort ist und beim Infoabend den besten Eindruck machte.
Durch die Info-Abende sowie die parallele Beschäftigung mit dem Thema wurde mir klar: das ist kein einfacher Weg. Damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, muss man das so genannte MMK (Multi Modales Konzept) durchlaufen. Das ist quasi dazu da, um der Krankenkasse zu zeigen, dass auf konservativem Weg keine ausreichende und dauerhafte Abnahme möglich ist. Man geht einmal im Monat zur Ernährungsberatung und muss 2-2,5 Stunden Sport die Woche nachweisen. Dazu gehört auch ein psychologisches Gutachten sowie eine Magenspiegelung, um bspw. Erkrankungen auszuschließen, die eine Operation unmöglich machen.
Der Weg zur OP
Dieses MMK dauerte bei mir vom Januar 2018 bis zum August 2018, also sieben Monate. Die Dauer des MMK kann dabei von Patient zu Patient variieren, das hängt von den Leitlinien ab, die sich immer mal verändern. Im September dann hatte ich einen Termin in der Schön-Klinik zur Abgabe des Antrags auf Kostenübernahme. Im ersten Anlauf hatte ich noch eine Sache vergessen, so dass ich eine Woche später nochmal kommen musste. Am Ende war alles komplett und ich bekam eine Woche später einen OP-Termin. Der 14.01.2019 war das.
Kurz vor Weihnachten musste ich mich noch einmal in der Schön-Klinik einfinden. Das OP-Vorgespräch stand an. Dazu noch die Aufnahmeformalitäten und das Gespräch mit der Anästhesie. Im Vorgespräch mit dem Chirurgen wurde dann das Operationsverfahren abgestimmt, bei mir oben genannter Magenbypass. So konnte ich Weihnachten noch einmal genießen, bevor Silvester die so genannte Eiweißphase begann. Zwei Wochen lang sollte ich mich überwiegend von Eiweißshakes ernähren. Einen Shake durfte ich durch eine eiweißreiche Mahlzeit ersetzen. Die ersten paar Tage waren echt hart, man fühlt sich wie ein Junkie auf kaltem Entzug. Aber irgendwie habe ich es die zwei Wochen durchgehalten.
Die Operation
Dann kam der Tag der OP. Ich hatte Glück, denn ich hatte gleich den ersten Termin des Tages bekommen. So musste ich nicht lange warten und noch einen Großteil des Tages rumkriegen. Um 06:45 Uhr in der Klinik einfinden, um 08:00 Uhr dann schon im OP liegen. Irgendwann wieder im Aufwachraum langsam zu sich kommen. Ermahnt werden, doch richtig zu atmen. Und dann irgendwann endlich aufs Zimmer dürfen, wo meine Frau auf mich wartete. Der Tag der OP selbst verschwimmt zwischen kurzen Wachphasen und Wegdösen. Ich fühlte mich einfach wie von einem Panzer überfahren.
Aber zum Glück ging es danach stetig aufwärts. Am Tag der OP selbst konnte ich schon selbst auf die Toilette und am nächsten Tag wurden erste Spaziergänge im Krankenhaus unternommen. Dazu erster Kontakt mit Quark/Joghurt als Nahrung. Am Freitag durfte ich dann endlich nach Hause. Hier gemerkt, dass ich echt noch ziemlich wackelig auf den Beinen war. Im Anschluß an die Woche im Krankenhaus war ich noch zwei weitere Wochen krank geschrieben.
Status Quo
Die OP ist nun über sieben Monate her. Und bisher war sie ein voller Erfolg. Ich habe über 50 Kilo abgenommen und bin sowohl den Diabetes und den Bluthochdruck los. Ich habe mich an das Leben mit dem Bypass gewöhnt. Doch es ist eben nicht einfach nur eine Abkürzung. Ich werde mein Leben lang auf meine Ernährung achten müssen. Man kann den den verkleinerten Magen auch wieder dehnen, wodurch die aufgenommene Menge dann steigt. Dazu kann man den kleinen Magen auch austricksen, indem man sich bspw. Milchshakes und Co. reinhaut. Dann muss ich mein Leben lang bestimmte Vitamine und Mineralien zuführen. Der veränderte Verdauungstrakt kann diese nicht mehr über die Nahrung in ausreichendem Maße aufnehmen.
Dazu besteht auch immer die Gefahr, dass bestimmte Lebensmittel ein so genanntes Dumping auslösen. Gerade Essen mit viel Zucker und/oder Fett ist dafür prädestiniert. Oder man verträgt bestimmte Lebensmittel gar nicht mehr. Bei mir hält sich beides in Grenzen, aber es gibt auch Operierte, die da deutlich eingeschränkter sind. Dazu gilt auch der weise Spruch: “Der Kopf wird nicht operiert.” Das heißt, Auslöser für das Essen wie Stress, negative Emotionen und so weiter wird es auch weiterhin geben. Man muss dann andere Wege finden damit umzugehen und nicht weiter zum Essen greifen. Am Ende des Tages bleibt man sein Leben lang adipös, auch wenn man es mir im Moment nicht mehr ansieht.
Dazu ist es aktuell noch so, dass ich mich in der so genannten Honeymoon-Phase befinde. Ich habe sehr viel in sehr kurzer Zeit abgenommen. Aber irgendwann bin ich am Ziel angekommen und dann beginnt der Kampf darum, das Gewicht langfristig zu halten. Die Operation ist eine Krücke, ein Anschwung in die richtige Richtung, aber sie ist eben kein Allheilmittel. So, das war meine Story. Fragen gerne in die Kommentare 🙂