Grand Canyon (Tag 12):
Morgens um sieben bimmelt der Wecker, wir machen uns fertig und steuern Biff’s Bagels im Herzen von Flagstaff an. Den haben wir am Vorabend im Internet ausgemacht. Hier gibt es richtig leckere und frisch belegte Bagel (Cream cheese FTW!). Der Laden ist nach einem verstorbenen Hund der Besitzer benannt und der Ehrung des toten Haustieres wird im Laden viel Platz eingeräumt, so dass auch die toten Vierbeiner vieler Stammgäste mit Foto und Widmung an den Wänden verewigt sind, was einen morbiden Charme versprüht. Wir schlagen uns trotzdem die Bäuche voll und fahren dann die Route 89 in Richtung Osteingang des Grand Canyon National Park. Nach einer Stunde biegen wir auf die Route 64 ab und kommen nach wenigen Minuten an den ersten Aussichtspunkt mit Kassenhäuschen und Co. Wir verlassen voller Vorfreude die Straße und merken erst an besagtem Kassenhäuschen, dass es sich hier nicht um den offiziellen Nationalpark handelt, sondern um ein Privatgelände, welches von Native Americans bewirtschaftet wird, die auch keinen richtigen Eintritt verlangen, sondern eine empfohlene Spende von zehn Dollar. Wir zahlen fünf und genießen den ersten kleinen Ausblick auf den Canyon. Obwohl es später noch viel beeindruckender werden sollte, war das schon richtig krass.
Nach noch einmal 30 Minuten Fahrt kommen wir dann zum Osteingang des Crand Canyon National Park. Mit 25 Dollar pro Auto ist der Eintritt äußerst moderat und der erste Stop ist Desert View, wo wir eine knappe Dreiviertelstunde verbringen und die Aussicht auf den Grand Canyon genießen. Der Grand Canyon ist eine Erfahrung, die sich weder mit Worten noch mit Bildern adäquat beschreiben lässt. Die gewaltige Größe lässt sich nur am eigenen Leib erfahren und man fühlt sich wirklich ganz klein, wenn man da am Rand steht. Auf dem Weg zum Grand Canyon Visitor Centre machen wir an vier weiteren Aussichtspunkten halt. Vom Visitor Centre aus fahren wir mit dem Shuttle weiter, da der westliche Teil des Parks nur so zu erkunden ist. Am Market Plaza machen wir halt und schlagen uns die Bäuche voll. Anschließend geht es weiter zum westlichsten Punkt der Shuttle-Route, dem so genannten Hermit’s Rest. Auf dem Weg dorthin warten neun Aussichtspunkte auf uns, von denen wir aber nicht alle mitnehmen, zumal die Zeit schon ein bisschen fortgeschritten ist. Gegen vier kommen wir am Hermit’s Rest an und fahren von dort aus zum Mohave Point zurück, wo wir uns das Farb- und Schattenspiel des Sonnenuntergangs zu bestaunen.
Nach über einer Stunde versinkt die Sonne hinter den Felsen und wir nehmen den Bus zurück zum Parkplatz. Die Fahrt dauert nochmal eine knappe Dreiviertelstunde und am Parkplatz suchen alle in der Dunkelheit ihre Autos. Wie gut, dass man beim zweimaligen Drücken auf die Autoschlüssel einen Hupton auslöst. Eher weniger gut, dass es alle machen und es sich anhört, wie ein Konzert falsch gestimmter Blechbläser. Während wir das Gefährt suchen, schwirren Fledermäuse um unsere Köpfe. Irgendwann finden wir unseren geliebten Impala und fahren anderthalb Stunden durch die Dunkelheit zurück nach Flagstaff. Und wenn ich hier dunkel schreibe, dann meine ich das auch, geradezu dark as fuck. Dabei stehen am Wegesrand ein paar Mal Hirsche und andere Wildtiere. Ich sage Katja während der Fahrt nichts davon, da ich sie so spät sehe, dass wir eh nicht hätten reagieren können. Glücklicherweise bleiben Bambi und Freunde von der Straße weg. Abends im Hotel schaffen wir es noch, zu duschen, bevor wir ins Bett fallen und sanft entschlummern.
Sedona und Fahrt nach Kingman (Tag 13):
Der zweite Morgen in Flagstaff führt uns wieder zu Biff’s Bagels für ein ausgiebiges Frühstück. Nach dem ausgiebigen Mahl nutzen wir noch gleich die Zeit, um das Reisetagebuch für den Vortag anzufertigen. Anschließend geht es in den Slide Rock State Park in der Nähe von Sedona. Nach einer kurzen Fahrt durch eine tolle Landschaft sehen wir kurz vor den Slide Rocks das erste Mal Vertreter der Red Rocks, für welche die Gegend berühmt ist. Für die Slide Rocks müssen wir 10 Dollar Eintritt zahlen, lassen das Auto auf dem Parkplatz stehen und laufen dann los. Slide Rocks bezeichnet einen Bach, der das rote Gestein fast wie eine Wasserrutsche geformt hat. Man kann sich oben reinsetzen und sich über eine kurze Strecke treiben lassen. Mir ist das Wasser viel zu kalt, so bleibt es an Katja, den Test zu wagen. Mit Ihren Flip-Flops geht es rein in die Fluten, nur um an der ersten turbulenten Stelle das Schuhwerk zu verlieren. Ich gebe den gönnerhaften Retter und laufe hin, um die Schuhe aus den Fluten zu fischen, komme dabei ins Rutschen und kann den Sturz ins kalte Nass gerade noch verhindern. Doch leider ist die ans T-Shirt geklemmte Sonnenbrille dabei ins Wasser gefallen und anders als die Flip-Flops lässt diese sich nicht wieder rausholen. Toll. Ganz toll.
Da Katja beim Rutschen auch keinen richtigen Spaß hat, machen wir uns kurz nach dem Brillen-Gate weiter auf den Weg und fahren an Sedona vorbei zum Red Rock State Park. Beim Eingang entrichten wir das Eintrittsgeld und parken den Wagen am Visitor Centre. Der Park ist deutlich kleiner und nur zu Fuß erkundbar. Es gibt einige Routen, wir suchen uns eine aus und schlappen bei 32 Grad durch die Wildnis. Leider sieht man währenddessen kaum was von den Red Rocks. Es macht eher wenig Spaß, aber es geht ums Prinzip, schließlich haben wir bezahlt. Hightlight war eine Wildlife Watching Bench, eine ziemlich zugewucherte Holzbank. Hey, beobachten wir doch mal die Wildnis. Nach nur 10 Sekunden summt es schrill am Ohr: das Wildlife ist da. Gut, es sind “nur” Mücken, aber immerhin. Dann mal lieber schnell weiter. Wir laufen den Weg bis zum Ende und brausen mit dem Auto davon. Der Weg führt erstmal zurück nach Flagstaff, wo wir noch halten und bei Taco Bell das Abendbrot zu uns nehmen. Von Flagstaff aus fahren wir knapp 2 Stunden nach Kingman, wo wir eine Nacht verbringen, bevor es am nächsten Tag Richtung Los Angeles geht. Das Hotel ist eher so meh, aber für eine Nacht schon ganz okay. Nicht so schön ist die Tatsache, dass es im Zimmer gefühlt 50 Grad heiß ist und die Klimaanlage vom Geräuschpegel eher an ein startenden Kampfjet erinnert. Tschakka!
Die Reiseberichte:
Teil I – San Francisco
Teil II – Yosemite und Pacific Highway
Teil III – Las Vegas und Flagstaff
Teil IV – Grand Canyon, Sedona, Kingman
Teil V – Los Angeles
Teil VI – New York I
Teil VII – New York II
6 Pingbacks